Eine Reise mit dem historischen Löschboot 1

 

Vorsichtig drückt unser Skipper Uwe Weidemann den Hebel für die Maschinensteuerung nach vorn. Langsam schiebt sich das Löschboot 1 aus dem Vegesacker Hafen. Die Hafenmeisterin wurde über Funk informiert und hat die Klappbrücke bereits hochgefahren. Kurz den Verkehr auf der Weser und Lesum beobachten, dann dreht das historische Schiff auf die Weser ein. Mit 36 Bruttoregistertonnen (die übrigens kein Gewicht, sondern einen Rauminhalt beschreiben) ist der Oldtimer vermessen. 19,3 m Länge, 4,1 m Breite und 1,3 m Tiefgang sind seine Hauptabmessungen. Mit seiner markanten roten Farbe fällt er sofort auf, wird überall freundlich gegrüßt. So fahren wir jetzt mit mithilfe des ablaufenden Wassers und ca. 8 Knoten in Richtung Elsfleth. Wir - das ist eine Gruppe von aktiven Mitgliedern der Siedlergemeinschaft Aumund I, die sich heute verabredet haben, einmal von der ehrenamtlichen Arbeit auszuspannen und einen tollen Tag zu genießen.

Einer der Gruppe, Herbert Monsees, fährt selbst als zweiter Maschinist mit und konnte daher die Fahrt organisieren. Neben dem Skipper und Herbert sorgen heute André Messerschmidt (1. Maschinist), Fritz Weidemann (Bootsmann), Irina Wiebe-Jüchter (Maschinistin), Maximilian Weidemann (Matrose) und Arno Wuttig (Service) dafür, dass die Gruppe sich um nichts kümmern muss. Langsam gleitet das Boot an den Vegesacker und Blumenthaler Werften entlang, kreuzt den Weg der Fähren in Blumenthal und Farge. Irina und André steigen hinunter in den Maschinenraum, um die Ventile zu ölen. Zeit genug für uns, etwas über die Historie des auffälligen Fahrzeugs zu erfahren. Gebaut wurde es 1941 in Hamburg auf der Werft August Pahl für die Kriegsmarine. Danach war es in Wilhelmshaven stationiert, kam aber dort nicht zum Einsatz. Nach Kriegsende wurde das Schiff von der amerikanischen Marine übernommen, die es an die britische Besatzung weiterreichte. Die Berufsfeuerwehr Bremerhaven lieh es sich 1950 aus, 1954 konnte sie es erwerben. Im Kaiserhafen stationiert war es weniger zur direkten Brandbekämpfung, sondern mehr zur Wasserförderung in die Hafenwasserringleitung vorgesehen. Zum Löschen wurde es nie eingesetzt, musste aber 1962 beim Brand der Buchenstein, deren Fracht Fischmehl in Brand geraten war, die Schiffswände kühlen. Als 1993 die Maschine ausfiel, beschloss die Stadt Bremerhaven, das Schiff auszumustern, es wurde an die Schiffergilde Bremerhaven e.V. als Museumsschiff übergeben. Im Jahr 2007 wurde es vom Schifferverein Rekum und Umgegend von 1919 e.V. zum symbolischen Preis von einem Euro erworben. Innerhalb des Vereins kümmert sich jetzt die Interessengemeinschaft „Löschboot 1“ mit 18 Enthusiasten um die rote Sehenswürdigkeit.

Inzwischen sind wir bereits an der Hunte-Mündung, die in diesem Abschnitt noch als Weser gilt, angekommen. Langsam tuckern wir durch das Sperrwerk, können kurz danach am Anleger der Stadt Elsfleth anlegen. Hier heißt es dann: Landgang! Ein kleiner Bummel durch den hübschen Stadtkern mit dem Denkmal von Friedrich Wilhelm von Braunschweig bringt den richtigen Hunger. An Deck hat Arno inzwischen den Grill angefeuert; mitgebrachte Salate und Getränke schmecken an der frischen Luft und bei schönstem Sonnenschein besser als ein mehrgängiges Menü im Restaurant. So fällt es fast schwer, sich vom Liegeplatz zu trennen. Als dann aber der 6-Zylinder Vorkammerdiesel mit 21,4 l Hubraum und 200 PS die Schiffsschraube wieder in Bewegung setzt, sind alle gespannt auf das Ablegemanöver. Klar, dass es reibungslos von der Besatzung gemeistert wird. Noch eine Wende gefahren, und weiter geht es in Richtung Brake. Aber natürlich nicht, ohne noch eine kleine Schau abzuziehen: Vor den interessierten Gästen auf der Promenade von Elsfleth zeigt das Boot, wofür es eigentlich konstruiert wurde. Die Pumpen werden eingeschaltet, und aus vier Strahlrohren gleichzeitig schießen Wasserstrahlen in die Luft, überkreuzen sich, spielen ein kleines Wasserballett. Gewaltige 720 m³ Wasser kann die 2-stufige Pumpe des Bootes pro Stunde mit 5 bar fördern, ein tolles Spektakel.

Dann aber ab in Richtung Brake. Vorbei an den Stränden von Harriersand, bis hin zur Braker Fähre „Guntsiet“. Inzwischen hat die Flut eingesetzt, sodass wir uns langsam wieder auf den Weg nach Vegesack machen. Reger Verkehr herrscht jetzt auf der Weser. Viele Ausflügler kehren aus Richtung Bremerhaven zurück. Hauptsächlich Segler sind es, die das auflaufende Wasser ausnutzen. Aber auch Ruderer oder eine schnelle Motorjacht lassen die Fahrt nie langweilig werden. Bald ist der Museumshafen wieder erreicht, der Liegeplatz in einem gekonnten Manöver eingenommen. Eine tolle Fahrt mit einem tollen Schiff, das liebevoll von der Interessengemeinschaft gehegt und gepflegt wird. Rund 1.600 Euro fixe Kosten plus Diesel, Schmierstoffe, Überprüfung durch die Schiffsuntersuchungskommission, Reparaturen: Auch finanziell engagieren sich die Mitglieder und freuen sich natürlich über jede Spende. Wer unterstützen oder mehr wissen möchte: Unter www.schifferverein-rekum.de gibt es weitere Infos.